Den Menschen ganz nah

Die Corona-Pandemie hat unsere Gesellschaft mit voller Wucht getroffen. Das Virus und die Maßnahmen zu seiner Eindämmung verursachen existenzielle und seelische Not, beschädigen soziale Gefüge und zerstören Formen von Gemeinschaft, die als selbstverständlich galten. Die Pandemie trifft die Kirche im Bistum Aachen in einer Zeit tiefgreifenden Umbruchs. Der synodale Gesprächs- und Veränderungsprozess „Heute bei dir“ ist in seiner zweiten Phase. Unter dem Leitgedanken „Wir wollen uns verändern“ werden konkrete Maßnahmen entwickelt, die der Kirche eine Gestalt geben, mit der sie auch in Zukunft in der Gesellschaft gehört wird und wirken kann.

Die Ausnahmesituation der Pandemie stellt auch die Kirche und die in ihr Handelnden vor große Herausforderungen. Schlüssige Antworten und Lösungen gibt es bislang nicht. Die alle Lebensbereiche erfassende Krise zeigt jedoch mit besonderer Dringlichkeit, welche Aufgaben der Kirche zukommen und welchen Weg sie in ihrem Veränderungsprozess zu gehen hat. Die folgenden Beispiele aus verschiedenen Handlungsfeldern zeigen, wie der Anspruch „Heute bei dir“ eingelöst werden kann und welchen Weg die Kirche im Bistum Aachen zu gehen hat.

 

Bis zu 60 Kinder und Jugendliche besuchen täglich das Kinder- und Jugendzentrum St. Hubertus in Aachen. Nach dem Lockdown im Frühjahr 2020 kamen noch mehr.
Seelsorge und Gottesdienst: Soziale Nähe trotz Distanz
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Die Corona-Pandemie stellt die Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Kirchengemeinden vor neue Aufgaben. „So viel telefoniert habe ich noch nie“, sagt Pfarrer Hannokarl Weishaupt aus Eschweiler. Seine Gemeinschaft der Gemeinden Heilig Geist umfasst fünf Kirchen mit insgesamt rund 11.000 Katholikinnen und Katholiken. Während der Lockdown-Phase im Frühjahr 2020 verbrachte Weishaupt jeden Nachmittag damit, Menschen in seiner Gemeinde anzurufen, vor allem Alte, Kranke und von Einsamkeit Bedrohte. Dabei ging es auch um konkrete, praktische Hilfe: Was wird gebraucht? Was lässt sich vermitteln? Wer muss mit wem zusammengebracht werden? Das vierköpfige Pastoralteam und die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer haben sich viel einfallen lassen, um die Kommunikation und damit das Gemeindeleben aufrechtzuerhalten. Dazu zählte der Besuchsdienst in Altenheimen und Krankenhäusern ebenso wie die von den Messdienergruppen organisierten Einkaufshilfen.

Inzwischen fährt der Priester täglich mit seinem Fahrrad durch die Straßen, trifft dort Spaziergänger und klingelt an den Häusern, um durchs Treppenhaus oder am Fenster mit dem gebotenen Abstand Gespräche zu führen. „Die Menschen sind gereizter, die Leichtigkeit ist weg“, berichtet Weishaupt. Viele Menschen seien in existenzielle Not geraten. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit treffe vor allem jene, die sich mit einer zweiten oder dritten Beschäftigung, etwa in der Gastronomie, ein Zubrot verdienen müssen, um über die Runden zu kommen. Seelische Belastungen durch die Einschränkungen sozialen Lebens kämen hinzu.

Viele Menschen suchten die stets offenen Kirchen auf, um Kerzen aufzustellen und zu beten. Sie fanden dort Gebete und Anregungen für den Gottesdienst zu Hause, und zu Ostern auch Osterkerzen zum Mitnehmen. Seit Mai finden wieder Präsenz-Gottesdienste statt, allerdings ist die Personenzahl begrenzt. „Es kostet große Überwindung zu sagen: Die Kirche ist voll, Sie können nicht rein“, sagt Weishaupt. Doch der Schutz der Menschen habe Priorität.

Zur Vermeidung von Ansteckungen wird in Kirchen nicht gemeinsam gesungen. Aber Musik und Gesang gehören zum Gottesdienst, meint Giovanni Solinas. Der Organist und Chorleiter der Pfarrei St. Cornelius und Peter in Viersen-Dülken hat einen Ausweg gefunden. „Der Chor und die Gemeinde können nicht singen, aber vier Solisten können es.“ Seit Mai 2020 begleiten je ein Chormitglied aus Sopran, Alt, Tenor und Bass die Messen am Wochenende.

Die „Pandemia-Singers“ tragen vierstimmige Chorwerke vor und singen stellvertretend für die Gläubigen die Gemeindelieder.

Um die Hygieneregeln einzuhalten, wurden auf der Orgelempore von St. Cornelius Trennwände aufgestellt, die die Chormitglieder und den Organisten schützen. Die Gemeinde ist für den Einsatz dankbar. „Der Gesang ist für viele ein Gebet“, weiß Solinas. „Gesang ist eine Form von Meditation, die das gesprochene Wort nicht leisten kann“, sagt der Kirchenmusiker. Sie sei besonders in der jetzigen bedrückenden Zeit für die Menschen wichtig.

Durch Schutzwände getrennt, singen bei den Gottesdiensten in St. Cornelius in Viersen-Dülken vier Chormitglieder stellvertretend für die Gemeinde.
Caritatives Wirken prägt das Bild von Kirche
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Die Ausnahmesituation der Corona-Pandemie hat vielen Menschen den Sinn für Spiritualität bewusst gemacht. Das belegt eine repräsentative Studie, die das Bistum Aachen in der Lockdown-Phase im Frühjahr 2020 durchgeführt hat. Von Ende März bis Mitte April wurden fast 900 Frauen und Männer im Gebiet des Bistums Aachen über ihr Bild von der Kirche befragt. Die Hälfte von ihnen war überzeugt, dass der Glaube im Alltag Kraft gebe. Dieser Aussage stimmten mehrheitlich auch jene zu, die nach eigener Auffassung nicht besonders religiös sind.

Neben Gotteshäusern, die für Gebet und Besinnung offen stehen, wird vor allem das caritative Wirken der Kirche wahrgenommen und geschätzt. 53 Prozent der Befragten erklärten, dass die Kirche für die Schwachen da sei, und äußerten Anerkennung für das soziale Engagement. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die Menschen der Kirche etwas zutrauen. Und sie zeigen, dass die Kirche vor allem in ihrer diakonischen Dimension gefordert ist. Die Verkündigung der Frohen Botschaft vollzieht sich vor allem im sozialen, caritativen Wirken.

Jugendarbeit: Mit Kreativität durch den Lockdown
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Einen Schwerpunkt des sozialen Engagements der Kirche bildet die Jugendarbeit. Im Bistum Aachen gibt es 72 offene katholische Jugendeinrichtungen. Für viele Besucherinnen und Besucher ist das Jugendzentrum ein zweites Zuhause. Hier erleben sie andere Lebensentwürfe und haben einen Freiraum, der ihnen in beengten und schwierigen Verhältnissen zu Hause oft fehlt. Der Lockdown mit der Schließung von Schulen und Freizeitstätten im Frühjahr 2020 bedeutete deshalb eine scharfe Zäsur. Bei geschlossenen Schulen und Freizeiteinrichtungen wird es für einen Vierpersonenhaushalt in einer 70 Quadratmeter-Wohnung sehr eng.

Die Betreuerinnen und Betreuer der Jugendeinrichtungen haben mit großem Engagement neue Formen der Beziehungsarbeit auf die Beine gestellt. Als Angebote für alltägliche Lebenshilfe wurden Aktionsideen in Tüten gepackt, die die Jugendlichen an ihrem Freizeitzentrum abholen konnten. Darin fanden sie Anregungen und Anleitungen für Spiele und Freizeitaktivitäten, aber auch Rezepte, die zum gemeinsamen Kochen in der Familie animierten. Und es entstand ein digitales Jugendzentrum. Unter Beachtung der Vorgaben von Jugendschutz und Prävention entfaltete sich in den virtuellen betreuten Räumen ein reges Leben. Dabei haben sich viele Jugendliche ehrenamtlich engagiert. Als sogenannte Teamer führten sie Aufsicht und sorgten dafür, dass die Regeln eingehalten wurden.

Auch das Team vom Kinder- und Jugendzentrum St. Hubertus in Aachen ließ sich einiges einfallen, um über die sozialen Medien und digitale Kanäle mit ihren jungen Besucherinnen und Besuchern in Kontakt zu bleiben. Bis zu 60 Kinder und Jugendliche besuchen täglich die von der Pfarrei St. Jakob getragene Einrichtung. Deren größte Attraktion ist der Pumptrack, eine Buckelpiste für Geländefahrräder. In der zugehörigen Fahrradwerkstatt lernen die Jugendlichen unter Profi-Anleitung, ihre Räder zu warten und instand zu halten. Gute Fahrräder sind teuer, und nicht alle Familien können sie sich leisten. Das Jugendzentrum leiht sie deshalb unentgeltlich aus. „Das ist eine wichtige Form von Teilhabe“, sagt Birgitt Valk, die gemeinsam mit Christel Schäfer die Einrichtung leitet.

Nach dem Ende des Lockdowns im Sommer bekam das Kinder- und Jugendzentrum noch größeren Zulauf. Die Gruppen für die Ferienspiele wurden verkleinert, das Programm auf weitere Termine gestreckt. Das bedeutete zwar Mehraufwand, gehörte aber zum Selbstverständnis des Zentrums. „Wir sehen uns als diakonische Einrichtung“, sagt Birgitt Valk. Aus Gesprächen mit Jugendlichen und Eltern weiß sie, dass die Familien aufgrund wegfallender Betreuung in Schule und Kindertagesstätte oft großen Belastungen ausgesetzt waren.

 

"Wir sehen uns als diakonische Einrichtung“, sagt Birgitt Valk, Leiterin des Kinder- und Jugendzentrums St. Hubertus.
Auf dem Pumptrack im Schatten der Kirche: Sportliche Betätigung ist ein Schwerpunkt des Angebots im Kinder- und Jugendzentrum St. Hubertus.
Seelsorge im Pflegebereich: „Meine Aufgabe ist es, ein Geländer zu bieten“
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In Krankenhäusern, Hospizen, Altenheimen und Einrichtungen der Psychiatrie stand das Pflegepersonal mit Beginn des Lockdowns im März 2020 unter immensem Druck. Hier hatte die Seelsorge in diesen Einrichtungen in der ersten Phase ihren Schwerpunkt. Dorothee Jöris-Simon und Theo Wellens gehören zu den rund 80 katholischen Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorgern im Bistum Aachen und sind im Aachener Luisenhospital tätig. Dem Krankenhaus mit rund 400 Betten angeschlossen sind eine geriatrische Klinik, ein Seniorenheim und eine Schule, an der Fachkräfte in medizinischen und Pflegeberufen ausgebildet werden.

Die Klinikleitung sieht die Seelsorge als Teil des medizinischen und des Pflegeteams. Deshalb hatten Jöris-Simon und Wellens auch stets Zutritt zur Isolierstation, um Covid-19-Patienten zu betreuen. „Während des Lockdowns waren wir eine wichtige Verbindung zwischen den Patientinnen und Patienten und ihren Angehörigen“, sagt Wellens. Seelsorge erwies sich dabei oft in ganz praktischen Dingen: Wellens besorgte einer Patientin ein Handykabel, das die Tochter am Empfang abgab. Oder er verhalf auf gleichem Weg zu sauberer Wäsche. „Es geht immer um die kleinen und die großen Lebenssorgen“, weiß Jöris-Simon. Dazu gehört die Angst vor der Krankheit ebenso wie der Kummer darüber, dass sich die Kinder nicht melden. „Meine Aufgabe ist es, Halt zu geben und ein Geländer zu bieten“, so die Gemeindereferentin.

Diese Aufgabe betrifft in gleichem Maße das Pflegepersonal. Die tiefgreifenden Maßnahmen im März 2020 zur Eindämmung der Pandemie übten ebenso wie das Virus auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen enormen Druck aus. Teams wurden neu zusammengestellt, und fast jeden Tag gab es neue Hygienebestimmungen. Ihre Durchführung und die Einhaltung der Regeln erhöhten den Arbeitsaufwand und verstärkten die psychische Belastung. Die damaligen Nachrichten und Bilder aus Italien vertieften bestehende Ängste. Viele Pflegekräfte fragten sich besorgt: „Wie soll ich das schaffen, wenn es hier auch so weit kommt?“ In dieser Situation war das tägliche Gebet für die Kolleginnen und Kollegen und für die Verstorbenen eine Kraftquelle, sagt Jöris-Simon. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Klinik schicken Wellens und Jöris-Simon jeden Freitag eine E-Mail mit einem Impuls und einem Bild, das Mut machen soll. „Die Botschaft ,Heute bei dir‘ ist in der jetzigen Situation besonders wichtig“, ist Dorothee Jöris-Simon überzeugt.

Krankenhausseelsorger Theo Wellens auf der Isolierstation. Im Aachener Luisenhospital gehört die Seelsorge zum medizinischen und Pflegeteam.
Hilfe für Arbeitslose: „Ihr sollt nicht die ersten Krisenverlierer sein“
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Rund 40 Einrichtungen der Arbeitslosenhilfe unterstützt das Bistum Aachen über den Solidaritätsfonds mit Kirchensteuermitteln. Während der Corona-Pandemie war die Unterstützung besonders nötig. Maßnahmen, die aus Drittmitteln refinanziert werden, konnten nicht stattfinden. Gleichzeitig brachen mit dem Lockdown Einnahmen weg. Betroffen sind ausgerechnet jene, denen Arbeitslosigkeit die gesellschaftliche Teilhabe erschwert.

„Die Corona-Krise hat neue Arbeitslose verursacht, darunter viele Kleinselbstständige und Beschäftigte aus der Gastronomie“, sagt Matthias Merbecks, Geschäftsführer des Volksvereins in Mönchengladbach. Mit Arbeits-, Bildungs- und Beratungsangeboten will das gemeinnützige Sozialunternehmen Langzeitarbeitslosen die (Wieder-) Eingliederung in und Teilhabe an Gesellschaft und Arbeitsmarkt ermöglichen. Neben Kleiderläden und einer Möbelhalle betreibt der Volksverein unter anderem eine Schreinerei, die Aufträge für soziale Einrichtungen ausführt. Hier entstehen Stiefelwagen für eine Kita, Puzzles für Sternsinger-Aktionen und Pilgerkreuze für die Aachener Heiligtumsfahrt. Ziel ist es, Langzeitarbeitslosen eine sinnstiftende Beschäftigung zu geben, die eine Wirkung in der Welt erzielt. „Selbstwirksamkeitserfahrung“ nennt das Merbecks. „In jedem Menschen steckt irgendetwas, man muss es nur entdecken.“

Die hier und in anderen Bereichen Tätigen wurden auch während der Schließung der Werkstatt in der Zeit des Lockdowns im Frühjahr 2020 weiterbeschäftigt, während für die hauptamtlich Beschäftigten Kurzarbeit galt. „Uns war die Botschaft an diese Menschen wichtig: Ihr sollt nicht schon wieder die ersten Krisenverlierer sein“, betont Merbecks.

Während des im März 2020 verfügten Lockdowns strahlte der Volksverein dreimal wöchentlich Livevideos über die sozialen Medien aus.

Koch-, Bastel- und Bewegungsangebote sowie ein Fotowettbewerb gaben Anregungen, die Zeit zu Hause sinnvoll zu nutzen. Die dafür nötigen Lebensmittel, Bücher und Spiele konnten die Teilnehmenden beim Volksverein abholen. Zwischen 350 und 900 Menschen machten mit. Sie schickten Fotos von ihren gekochten Gerichten und den gebastelten Gegenständen, boten kreative Ideen an und brachten eigene Vorschläge ein. So gab es trotz räumlicher Trennung keine soziale Distanz. Damit hat der Volksverein sein wesentliches Ziel im Auge behalten: „Wir wollen den Menschen ermöglichen, ein normales Leben in einem sozialen Gefüge zu führen“, sagt Matthias Merbecks, „das ist ein Teil von Kirche.“

Qualitätssicherung durch den Meister: In der Schreinerei des Volksvereins in Mönchengladbach werden die Pilgerkreuze für die Aachener Heiligtumsfahrt gefertigt.
Zukunft der Kirche: Viele Orte des Glaubens, viele Formen von Gemeinde
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Der synodale Gesprächs- und Veränderungsprozess „Heute bei dir“ setzt auf das diakonische Wirken der Kirche. Das bedeutet, die Verkündigung der Frohen Botschaft und die Begegnung mit Gott besteht vor allem im Handeln. Die Kirche setzt sich für die Menschen ein, indem sie in Notlagen hilft, zur Gestaltung des eigenen Lebens inspiriert und Gemeinschaften aufbaut. Das geschieht im Jugendzentrum, im Krankenhaus, im Arbeitslosentreffpunkt und an vielen anderen Orten, an denen Menschen zusammenkommen und wo ihre jeweiligen Bedürfnisse, Interessen und Eigenarten deutlich werden. Auf diese Weise erhält auch der Begriff der Gemeinde einen neuen, erweiterten Sinn.

Was Gemeinde heute bedeutet, zeigt sich unter anderem im Umfeld der Hochschulen. Im großen Saal der Katholischen Hochschulgemeinde in Aachen findet während der Pandemie jeden Sonntagabend ein sogenannter hybrider Gottesdienst statt. Neben Besucherinnen und Besuchern vor Ort sind Studierende per Videokonferenz zugeschaltet. Ein Liturgieteam bereitet die Messe vor, sucht Lieder aus, bereitet Gebete vor und moderiert ein Schriftgespräch über das Evangelium des Tages. „Virtualität ist auch Realität“, sagt Pfarrer Matthias Fritz. Für den Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde Aachen ist ein vom christlichen Glauben getragener Humanismus das Leitbild der Seelsorge. Er will die Menschen aufrichten und ihnen zeigen, dass es sich zu leben lohnt. „Ein offenes Ohr haben, ein offenes Herz schenken“, so fasst der Priester seine Aufgabe zusammen. Dazu gehört auch die konkrete soziale Hilfe.

Denn der im März 2020 verfügte Lockdown brachte existenzielle Not. Viele Studierende verloren infolge der Pandemie und der Schutzmaßnahmen ihre Jobs. Besonders ausländische Studierende waren betroffen. „Viele konnten wegen geschlossener Grenzen oder teurer Flugtickets nicht in ihre Heimat zurückkehren“, berichtet Markus Reissen, der sich im fünfköpfigen Team der Referentinnen und Referenten um die interkulturelle Zusammenarbeit kümmert und konkrete materielle Hilfe vermittelt.

 

Das Bistum Aachen stellt der Katholischen Hochschulgemeinde Aachen jährlich 100.000 Euro in einem Beihilfefonds zur Verfügung, um in Not geratene Studierende zu unterstützen. Die Studierenden zeigen ihrerseits soziales Engagement. Bei der von ihnen initiierten „Öcher Einkaufshilfe“ sind rund 100 junge Frauen und Männer für die Menschen in der Nachbarschaft aktiv.

Die Gruppen der Hochschulgemeinde vergleicht Pfarrer Fritz mit einer Gemeinschaft der Gemeinden. Dazu gehören die vietnamesische Kochgruppe ebenso wie die sechs Chöre, die Hausaufgabenhilfe im Brennpunktstadtteil ebenso wie der Ständige Rat, der die Aufgaben eines Gemeinderats übernimmt. „Katholische Hochschulgemeinde heißt in Netzwerken leben und in Netzwerken glauben“, sagt Matthias Fritz. Der häufige Wechsel der Mitglieder seiner „globalen Gemeinde“ stört den Priester nicht, im Gegenteil: „Die Studierenden bringen immer ihre eigene Geschichte mit, das hält lebendig.“

 

Ein Team von Studierenden bereitet die Gottesdienste der Katholischen Hochschulgemeinde vor und gestaltet die Liturgie mit.