Verlässlichkeit und Gestaltungsfähigkeit sichern

Bereits seit sechs Jahren schafft die regelmäßige Berichterstattung des Bistums Aachen Transparenz über den Jahresabschluss und die finanzielle Lage, aber auch über die Verwendung der dem Bistum anvertrauten Mittel. Das ist auch notwendig, denn Teilhabe an der Entwicklung der Kirche im Bistum Aachen setzt ein Verständnis der Rahmenbedingungen voraus und erfordert einen unverstellten Einblick. Diese Transparenz gewinnt angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen und der damit verbundenen Anforderungen an die Kirche weiter an Bedeutung.

Stärkung der Governance

Neben einer transparenten Berichterstattung sind wirksame Strukturen der Leitung und Aufsicht in wirtschaftlichen Angelegenheiten („Good Governance“) unverzichtbar. Diesbezüglich ist das Bistum Aachen in den vergangenen Monaten große Schritte gegangen. Zum einen hat der Bischof am 9. Januar 2020 einen Ökonomen ernannt, der für die Vermögensverwaltung des Bistums verantwortlich ist. Der Ökonom berichtet direkt an den Bischof und untersteht nicht dem Generalvikar.

Darüber hinaus wurde der mehrheitlich gewählte Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat aufgrund der zum 1. November 2020 in Kraft getretenen neuen Ordnung mit allen Rechten eines Aufsichtsrats zur Überwachung der Vermögensverwaltung ausgestattet. Der für zustimmungspflichtige Rechtsgeschäfte zuständige Vermögensrat wurde mit unabhängigen, vom Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat vorgeschlagenen Mitgliedern besetzt.

Gutes Ergebnis 2019 hilft in der Corona-Krise

Das Jahr 2019 war aufgrund der guten volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der nominal um 1,5 Prozent gestiegenen laufenden Erträge aus Kirchensteuern in finanzieller Hinsicht ein weiteres gutes Jahr. Doch dieses Ergebnis wird inzwischen vollständig von den dramatischen wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie seit dem Frühjahr 2020 überlagert.

Der Jahresabschluss 2019, der einen – allerdings zusätzlich durch einen einmaligen Sondereffekt bedingt – hohen Jahresüberschuss ausweist, bietet uns die Chance, für den Ertragseinbruch 2020, den wir auch in den kommenden Jahren noch spüren werden, vorzusorgen. So konnten wir unser Ziel erreichen, Rücklagen im Umfang eines Jahreshaushalts aufzubauen, um so auch in schwierigen Zeiten ein verlässlicher Partner zu sein. Jenseits dieser temporären Krise werden langfristig jedoch die Folgen der demografischen Entwicklung und die hohen Austrittszahlen zu einer geringeren Finanzkraft des Bistums führen.

Darstellung des Jahresabschlusses

Der vorliegende Jahresabschluss ist gegenüber der Darstellung in den Finanzberichten der vergangenen Jahre neu strukturiert. Der Beschluss des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) vom 24. Juni 2019 zur Finanztransparenz sieht vor, dass die Bistümer jeweils ihren vollständigen Jahresabschluss veröffentlichen, bestehend aus Bilanz, Gewinn-und-Verlust- Rechnung und Anhang sowie dem Lagebericht. Das Bistum Aachen trägt dieser Anforderung auch formal Rechnung.

Während in den Vorjahren eine auch für den betriebswirtschaftlichen Laien verständliche Aufbereitung im Vordergrund stand, dokumentieren wir im vorliegenden Finanzbericht exakt den im Kirchensteuerrat beschlossenen und durch den Abschlussprüfer bestätigten Lagebericht. Darin sind ergänzende ökonomische Auswertungen enthalten, die eine vertiefte Analyse der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage ermöglichen.

Die veränderte Darstellungsform bedeutet ein Mehr an Transparenz, erhöht aber auch die Komplexität. Das soll nicht zulasten der Verständlichkeit gehen. Deshalb fügen wir erweiterte Erläuterungen an. Die nebenstehende Übersicht soll helfen, die gewohnten Informationen auch der neuen – den formalen Anforderungen entsprechenden – Darstellung zu entnehmen.

Gestaltungsfähigkeit erhalten

Die langfristige Haushaltspolitik des Bistums sichert die vielfältigen Aktivitäten kirchlicher Arbeit im Bistum Aachen. Der synodale Gesprächs- und Veränderungsprozess „Heute bei dir“ steht in der zweiten Phase. Unter dem Leitgedanken „Wir wollen uns verändern“ wird der Prozess einen erneuerten inhaltlichen Rahmen und Prioritäten vorgeben, die sich in finanziellen Schwerpunktsetzungen, aber auch reduzierten oder gar auslaufenden Förderungen niederschlagen werden. Die Aufgabe der Finanzpolitik im Bistum ist es, hierfür die geeignete und dauerhaft tragfähige Grundlage zu schaffen.

Grundsätzlich gilt: Trotz des absehbaren Rückgangs der finanziellen Ressourcen können wir kirchliches Leben aktiv gestalten. Um diese Gestaltungsfreiheit zu erhalten und nicht in eine reaktive Rolle gedrängt zu werden, müssen wir daran arbeiten, die verfügbaren Mittel wirkungsorientiert einzusetzen.

Martin Tölle, Diözesanökonom

Wo finde ich welche Informationen?

Im Rahmen der Neuausrichtung des Finanzberichts wird der vollständige formale Jahresabschluss einschließlich des Lageberichts des Bistums Aachen veröffentlicht. Dies erfolgt in gleicher Form, wie er auch der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zur Prüfung vorgelegt und vom Kirchensteuerrat beschlossen wird. Deshalb sind einige der in den Vorjahren in separaten Kapiteln dargestellten Informationen jetzt in die Gesamtdarstellung integriert.

  • Die Darstellung der Verwendung der Kirchensteuer findet sich hier.
  • Erläuterungen zur Bilanz sowie weitere Details zum Jahresabschluss finden Sie hier.
  • Erläuterungen zur Gewinn-und-Verlust-Rechnung finden sich im Anhang.
  • Angaben zu Bilanzierungs- und Bewertungsverfahren sind im Anhang aufgeführt.
  • Zusätzlich zu den Darstellungen in den Finanzberichten der Vorjahre enthält der Lagebericht ökonomische Perspektiven im Rahmen einer Kapitalflussrechnung (Cashflow) hier sowie Analysen zur Ertrags- und Vermögenslage hier.